Zur Kyburg und zurück

Nachdem ich im Roman „Ida von Tockenburg“ erfahren habe, dass diese einem Kyburger namens Hartmann versprochen gewesen war, habe ich gestern die Kyburg erwandert. Hoch in die „Breite“, dem Waldrand entlang zum „Vogelsang“ und durch den Wald zum „Tugbrüggli“.

Buchenlaub

Ich suchte die Stelle, wo im 12. Jahrhundert die Burg Langenberg, eine Vorburg der Kyburg auf dem Eschenberg gestanden hat. Gefunden habe ich da ganz frische Rehböppeli und eine Privatfeuerstelle mit eingegrabenem Blechfass für den Schutz der Bratwerkzeuge.

FrischeFaehrte

Dann gings hinunter an die Töss, über die gedeckte Brücke und wieder hoch hinauf zum Rossberg. Ich setzte mich auf ein Bänkli und schaute einem Mami mit ihren beiden Söhnen beim Golfen zu. Auf dem Hügel, der heute „Schatz“ heisst, stand im 12. Jahrhundert die längst verfallene Burg Rossberg.

Guggublume

Weiter hinauf auf einer Waldstrasse dann nach „Chämleten“, wo auf meiner Karte ebenfalls eine Burgstelle eingezeichnet ist. Auf der Burgstelle steht heute ein Starkstrom-Leitungsmasten, von denen es da oben dank eines Strom-Verteil-Kreuzes massenweise gibt. Zum Trost für die Augen gibts Rapsfelder in voller Blüte.

Weissnicht

Zwischen Billikon und Ettenhausen auf dem Bänkli an der Strasse nehme ich meinen Proviant aus dem Rucksack und sehe das leere Postauto hin und her fahren. Ich überlege, ob man da vielleicht mit dem Einsatz von Taxis effizienter arbeiten könnte, komme aber zum Schluss, dass es schon gut ist, so wie es ist.

Waldmeister

Dann, von weitem, die Kyburg, die erste erhaltene Burg, die ich antreffe seit ich auf Burgenwanderschaft bin. Sie komme 1027 erstmals in einer Urkunde vor. Ein Hartmann von Dillingen sei durch Heirat in ihren Besitz gekommen, habe sie ausgebaut und sich fortan Graf von Kyburg genannt. Die Kyburger seien zu einem der wichtigsten Adelsgeschlechter im heutigen schweizerischen Mittelland geworden.

Kyburg

Hätte Ida von der Habsburg den Hartmann von Kyburg statt den Heinrich von Toggenburg geheiratet, wie es vorgesehen war, würde es heute keine Heilige Ida, keinen Wallfahrtsort Sankt Idaburg und auch keine Legende über die wunderbare Errettung der verleumderisch des Ehebruchs angeklagten Ida geben.

Tannenbaum

Eine eher für Riesen gemachte Treppe führt dann steil hinab an die Töss. In diesen Wäldern gibt es einen Forstarbeiter mit Humor und guter Laune. Wo immer er kann sägt er einen Smiley ins Holz oder macht sonst einen Schabernack. Den Heimweg über Eschenberg und Bruderhaus, wo es ein ganz herziges Bambi zu sehen und einen sauren Most zu trinken gibt, kenne ich schon fast wie meinen Hosensack.

Smiley

Sieben Stunden an der frischen Luft, fleissig fotografiert und müde Glieder – was will der Mensch mehr? Natürlich, diesen Bericht, das ist das Dessert.

Kunstkasten

2 thoughts on “Zur Kyburg und zurück”

  1. Wunderschööööööööön! Die Bildi und Gschicht derzue.

    Das wär de mis nächschte Ziel, dass ig mit em Blog ds Schlag chume. Nid nume di Wanderig vo geschter häts verdienet, dass ig ou so schöni Bildli chönt zeige u schribe derzue.
    Katharina

  2. Mit oder ohne Familie waren wir oft in Kyburg. Zum einen, weil wir uns im Frühling immer mit Bärlauch (und Aronen=Aronstabblättern für Vaters Aronenschnaps) eindeckten und Schwester Vreni, ich und andere Langenharder Kinder im Sommer um meiner Schwester Marie, die in der „Linde“ „diente“, einen Besuch abzustatten. Sie spendierte uns dann immer ein „Balla“-Gütterliwasser.
    Das Korrekturprogramm nervt etwas, weil es mir automatisch Dinge einsetzt, die völlig falsch sind z. B. Kronen statt Aromen und jetzt Aromen statt Aronen). Vielleicht findest du in meinen Texten noch andere Merkwürdigkeiten, falls ich mein Geschreibsel nicht durchgelesen habe. Sorry!)

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