Archiv der Kategorie: Wandergeschichten

Erschauern am Schauenberg

Heute gibt’s das Gipfeli vom Milchrampen-Migrolino ohne Kaffee, aber ich kaufe noch eine Cailler Milchnuss-Schoggi für unterwegs. An der Kasse lege ich das Gipfeli so wie es der Bäcker geschaffen hat auf die Schoggi. Die nette Kassiererin hebt die Schoggi vorsichtig so weit hoch, bis sie mit dem Barcode-Scanner an ihre Unterseite herankommt. Sie schafft das, ohne das draufliegende Gipfeli zu berühren. HIDKNK, kann ich da nur sagen oder „Hier ist der Kunde noch König“.

treppenfall

Mit dem Tösstalbähnli geht’s dann nach Turbenthal. Vom Bahnhof über die Tösstalstrasse auf der Schulstrasse Richtung Hutzikertobel. Dem Bach entlang im Wald führt der Wanderweg sanft ansteigend in Richtung Burgruine Schauenberg. Bei der Abzweigung zum Schnurrberg probiere ich einen nicht als Wanderweg bezeichneten Pfad aus, der sich schon bald als Sackgasse herausstellt. Also zurück und dem offiziellen Weg folgen. Ab hier gehts mächtig obsi von 613 auf 757 Meter über Meer beim Parkplatz. Von hier ganz hinauf auf 890 Meter.

zumgipfel

Jetzt wird zuerst einmal ausgeruht und etwas gegessen und getrunken. Die Aussicht ist einfach genial. Selbst dem Roten Milan kann ich auf die Flügel-Oberseite schauen.

schauenberg

Es gibt eine Alpenpanorama-Einrichtung und Informationen zur Geschichte. Der Burgherr auf dem Schauenberg, Beringer von Hohenlandenberg scheint ein eigenwilliger Zeitgenosse gewesen zu sein. Er wurde des Raubes und der Falschmünzerei beschuldigt und als er 1344 ein Vergehen gegen den Landfrieden beging, zerstörten die österreichischen Amtleute zusammen mit Bürgern von Winterthur und Zürich die Burg.

taenzerinnen

Nun geht’s weiter Richtung Winterthur. Vorwiegend abwärts und möglichst nicht auf der Biker-Spur, sonst wird’s gefährlich. Die Sonne scheint durch’s kahle Geäst und ab und zu donnert ein ein startender Jumbo im Grossformat über den Himmel. Auf einem WWW oder Wander-Weg-Weiser sehe ich „Ruine Schänis“. Ist nicht ganz am Weg, aber das interessiert mich. Ich finde den Platz, aber da ist nichts, als eine schöne Feuerstelle im Wald. Zuhause habe ich dann etwas dazu gefunden.

lichtgeaest

„Unterhalb der landenbergischen Burgen des Turbenthals folgen sich längs der Töss und auf den ihren Lauf begleitenden Höhenzügen: Langenhard, Liebenberg und Liebegg, Tierlisberg, Schänis und Eidberg, und auf dem Tössrain, am westlichen Rande des Eschenbergs, die Burgen Ganser und Langenberg.“

treppab

„Schänis, wohl zu unterscheiden vom Kloster Schännis im Gaster, ein nun ganz verschwundenes oder vielmehr unter Wald und Gestrüpp auf dem Geissberg verborgenes Burgstal. Im Jahr 1259 war Burkhard von Schänis Zeuge, als Berthold von Henkart drei in Buch gelegene Schuppissen an Töss verkaufte.“

bachbrueggli

Als ich im Heidertal aus dem Wald komme flieht eine Gruppe Rehe am „heiderhellen“ Tag davon. Dann ennen wieder bergauf bis Eidberg, wo ich einen Haufen Rossbollen im schönsten Licht auf der Strasse fotografisch festhalten will. Mein Smartphone meldet: Warnung! Der Speicher ist voll. So lasse ich die Rossbollen liegen, wie das Pferd sie geschaffen hat, und bin dann froh, als ich in Oberseen in den Bus einsteigen darf. Ich bin seit 6 Stunden unterwegs und freue mich darauf, die müden Glieder auszustrecken.

moosstaemme

Zum Rheinfall Laufen

Thymiantee von daheim, schwarze Landjäger und Bio-Studentenfutter vom Migros sind im Rucksack verstaut. Dazu eine Bretzel mit Kürbiskernen vom Bretzelkönig am Bahnhof.

Meine Wanderung beginnt mit einem Cafe Spetaccolo am Bahnhof. Heute geht’s zum Rheinfall. Da genügt ein ZVV-Neunuhrpass. Der Bus nach Neftenbach hat die Nummer 670 mit Ziel Rafz statt wie geplant 665 mit Ziel Dättlikon. Bin mal gespannt ob ich damit auch nach Aesch komme.

BlumenWald

Der NFB (Niederflurbus) hält in Aesch, ich steige aus und starte auf dem Asphalt-Wanderweg, dann bei der Pferdepension links in den Wald hinein, wo mich die ersten Guggublüemli begrüssen. Durch den Wald geht’s weiter bis Henggart. Das Dorf lasse ich rechts liegen und gehe beim Weinberg hoch und in den Wald hinein Richtung Humlikon.

EfeuGespenster

Auch Humlikon lasse ich rechts liegen. Der obere Teil des Dorfes wirkt sehr amerikanisch. Individuelle Einfamilienhäuser, mega herausgeputzt und von blickdichten Hecken umgeben. Ich gehe unterhalb des Golfplatzes weiter durch den Wald Richtung Thur.

Ich finde den „Volkemer Chilewäg“ und folge ihm bis etwa 500 Meter vor dem Bahnhof Andelfingen. Da gibt’s den „Kelten Weg“ und der geht „Schtägeliab“ hinunter ins Thurtal, direkt zur Abzweigung nach Alten. Über’s Feld bis zur gedeckten Thurbrücke und da erstmal Speis und Trank aus dem Rucksack.

WaldTreppe

Nach der Rast über die Brücke und da auf der Strasse von und nach Alten viel Verkehr ist, gehe ich erstmal auf der anderen Seite entlang der Thur, in der Hoffnung einen fussgängertauglichen Aufstieg nach Alten zu finden. Da gibt’s aber nichts, also kraxle ich auf allen vieren den bewaldeten Hang hinauf und lande mitten im Dorf.

Nun suche ich wieder den Wald, ich will nicht über’s offene Feld der Strasse nach Marthalen folgen. Gleich Eingangs des Waldes gibt’s ein wunderschönes Seelein und die ersten „Häntscheli“ Hier treffe ich auch die lieblichen kleinen blauen „Schtärne-Blüemli“ an.

BlaueBlume

Ich schaue immer links ins waldige Tobel hinab und suche einen Weg da hinunter. Überraschend finde ich den Eingang ins Tobel und eine wahre Wander-Autobahn hinunter zur Marthaler Kiesgrube. Da gibts grosse Bagger und kleine „Teeblüemli“.

Wieder lasse ich den Ort rechts liegen und versuche durch die Wälder zum Rhein zu gelangen. Ich folge dem „Armenfeldrandweg“ und schlage mich durchs Gehölz, wo schon lange kein Waldarbeiter-Fahrzeug mehr durchgekommen ist. Ich finde den Marthaler Bibersee, eine vom Biber gestaltete sumpfige Wildnis.

Dann bei einer Waldhütte frage ich einen rastenden Mann, wo’s denn zum Rhein gehe. Er sagt mir, dass er von der Anstalt komme und ich den Rhein dann in etwa einer halben Stunde sehen werde. Nun weiss ich, dass ich im Wald bei Rheinau gelandet bin, bedanke mich und ziehe weiter. Als ich dann aus dem Wald herauskomme, sehe ich die Anstalt und steuere nach rechts zum zugehörigen Bauernhof, wo viel Betrieb mit allerhand Bevölkerung herrscht.

SpitzGrasIgel

Dann über die Strasse und hinunter zum Rheinuferweg in Richtung Dachsen und Rheinfall. Da frage ich einen älteren Herrn, der seinen Rucksack stehen gelassen und irgend etwas genauer studiert hat, ob er ein Foto von mir macht. Bereitwillig lässt er sich instruieren und drückt zweimal ab.

Dem Rhein entlang führt ein schmales Weglein hinauf und hinunter über Wurzeln, Stock und Stein. Die müden Beine möchten so langsam ans Ziel kommen und auf dem „Wandertäfeli“ steht 1 Std. 20 Min. bis Dachsen. OK, vielleicht gehe ich da schon auf den Zug.

BadiDachsen

Ich mache dann doch weiter und als ich endlich den Rheinfall sehe und höre, soll ich jetzt auch noch zum Schloss hoch um für einen Fünfliber ein Ticket zu besorgen, damit sie mich an den Rheinfall ran lassen. Ich sehe auf die Uhr und meinen Plan und finde, dass in 7 Minuten mein Zug fährt.

Also ohne Bier und Rheinfall zurück nach Winterthur, auch da gibt’s kühle Blonde und erst noch Gesellschaft, wenn sie denn will. Ich schaue meine vielen Fotos von heute durch und finde, dass auch ganz alleine Wandern eine äusserst angenehme und bereichernde Sache ist.

KahlerBaum